Aragno Eranos Ascona: Eranos Excerpta
Die verschiedenen Aspekte der Wiedergeburt
Carl Gustav Jung
Libro: Libro in brossura
editore: Aragno Eranos Ascona
anno edizione: 2021
pagine: 62
Die Eranos-Tagung vom 7. bis 15. August 1939 war dem Thema „Die Symbolik der Wiedergeburt in religiösen Darstellungen verschiedener Epochen und Orte" gewidmet. Angeregt durch die brillanten Vorträge der Referenten, hielt Carl Gustav Jung am 15. August zwei nicht vorbereitete Erörterungen zum Thema „Die Psychologie der Wiedergeburt". Sie bildeten die Abschlussvorträge der Konferenz. Er sprach über die Wiedergeburt als Archetypus, wie er im Mysterium des Koran in der Legende der Sieben Schläfer und dem Engel al-Khiḍr, bekannt als „der Grüne", dargestellt wird. Ein Thema, das dem Theologen und Islamwissenschaftler Louis Massignon am Herzen lag und mit dem dieser die Konferenz eröffnet hatte. Jung legte großen Wert auf die Mitarbeit Massignons in Eranos, von dem er vieles über die Spiritualität im Islam erfahren hatte. Gerade auf der Eranos-Tagung von 1939, wenige Tage vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, gelang es Jung dank dieser islamischen Denkweise, einen bedeutenden Aspekt des Problems der Dualität zu verstehen. 19 Jahre zuvor ist er durch einen emblematischen Traum, den er in Nordafrika, in Tunis (1920), hatte, bereits mit diesen Erscheinungen konfrontiert worden und hat sie später in seiner Niederschrift Antwort auf Hiob (1952) umfassend ausgearbeitet.
Wiedergeburt, Unsterblichkeit und Auferstehung im Urchristentum
Ernesto Buonaiuti
Libro: Libro in brossura
editore: Aragno Eranos Ascona
anno edizione: 2021
pagine: 44
Die Eranos-Tagung vom 7. bis 15. August 1939 war dem Thema „Die Symbolik der Wiedergeburt in der religiösen Vorstellung der Zeiten und Völker" gewidmet. In diesem Zusammenhang hielt der Priester und Theologiehistoriker Ernesto Buonaiuti einen Vortrag mit dem Titel „Wiedergeburt, Unsterblichkeit und Auferstehung im Urchristentum", der auf Deutsch im Eranos-Jahrbuch dieses Jahrgangs veröffentlicht wurde. Der Aufsatz enthält bereits wesentliche Positionen, die vielen späteren Überlegungen von Eranos zum spirituellen Problem zugrunde liegen sollten. An erster Stelle eine Vision des Christentums, das in seiner Kontinuität mit anderen Religionen und gleichzeitig in seiner Einzigartigkeit und Besonderheit betrachtet wird. Dann der Vergleich zwischen der „institutionellen" Dimension des Christentums und einer „freieren" und „authentischen" konfessionellen Erfahrung, in der nach Buonaiuti sein wahres Wesen gefunden werden könnte. Und schließlich die Frage nach der Bedeutung historischer Forschung, denn Buonaiuti wollte sich nicht auf einen wissenschaftlichen Diskurs beschränken, sondern die geistige Verfassung des zeitgenössischen Individuums hinterfragen.
Sinnbildliche und sakramentale Existenz im Judentum
Martin Buber
Libro: Libro in brossura
editore: Aragno Eranos Ascona
anno edizione: 2021
pagine: 42
Die vom 20. August bis 1. September 1934 durchgeführte zweite Eranos-Tagung zeigte bereits Anzeichen einer sorgfältigen Strukturierung. Sie war dem Thema „Ost-westliche Symbolik und Seelenführung" gewidmet, und tatsächlich beschäftigte sich fast die Hälfte der Referenten (zwei Indologen, ein Sinologe, ein Experte für Buddhismus und ein hinduistischer Meister) mit orientalistischen Studien. Martin Buber bildete in diesem Kontext einen trait d'union, den Mittler, nicht allein aus geographischer Sicht, zu der ebenfalls bunten „westlichen" Gruppe, bestehend aus Psychotherapeuten, Theologen, Kunsthistorikern und Künstlern. Der allgemeine, etwas unscharfe Titel dieses, seines einzigen Beitrags zu Eranos: „Sinnbildliche und sakramentale Existenz im Judentum" lässt in keiner Weise auf den Reichtum des Inhalts seiner beiden zusammengehörigen und deutlich unterschieden Vorträge schließen. Im ersten Teil, „Die sinnbildliche Existenz in der Welt der Prophetie", geht Buber auf das für den Alten Orient typische biblische Umfeld ein, wobei er grundlegende Unterschiede zwischen dem Prophetentum der Bibel und dem des klassischen Griechenlands herausstellt und die Besonderheiten der Mission der Propheten in Israel hervorhebt, deren gesamte Existenz, neben Taten oder Worten, zum Symbol werden und den Ruf Gottes an sein Volk zum Ausdruck bringen kann. Im zweiten, „Sakramentale Existenz in der Welt des Chassidismus", thematisiert er die in Podolien entstandene und dann im gesamten mitteleuropäischen Judentum verbreitete chassidische Spiritualität als eine typische Form jüdischer Religiosität in der Neuzeit und beleuchtet ihr komplexes dialektisches Verhältnis zur Kabbala. Buber führt hier als Wegbereiter einige Schlüsselbegriffe dieser mystischen Tradition ein, die in der Folgezeit von Gershom Scholem in ihrer fundamentalen Bedeutung für die jüdische Geschichte gewürdigt werden und damit befreit vom Missverständnis esoterischer Konventikel.
Der Geist der Naturwissenschaft
Erwin Schrödinger
Libro: Libro in brossura
editore: Aragno Eranos Ascona
anno edizione: 2021
pagine: 44
In seinem Vortrag bei der Eranos-Tagung 1946 bietet Erwin Schrödinger einen breiten Überblick über das, was er für „die Leitideen der modernen Naturwissenschaft" hält. Dies sind in seinen Augen der Darwinismus und die Thermodynamik im 19. sowie die Genetik, die Quantenphysik und die relativistische Feldtheorie im 20. Jahrhundert. Mit diesen konzeptionellen Umwälzungen sind einige fundamentale Probleme verbunden: das Problem der Zeit, das kosmologische Problem und das Problem der physikalischen Ursprünge des Lebens und des Denkens. Schrödinger untersucht die Elemente, die diese tiefgreifenden geistigen Umwälzungen in scheinbar disparaten Bereichen vereinen, und wendet sich dann im zweiten Teil seiner Ausführungen den Problemen zu, die dadurch aufgeworfen werden. Besonders eingehend beschäftigt er sich mit dem Problem der Zeit, dem sich die späteren Eranos-Tagungen 1951 und 1978 gesondert widmen werden. Als Schlüsselthemen werden einerseits die Implikationen der Relativitätstheorie diskutiert, in der die zeitliche Ordnung der Phänomene vom Beobachter abhängig ist. Andererseits stellt Schrödinger sich der großen Herausforderung, die Irreversibilität makroskopischer Prozesse in Bezug auf die Bewegungsgleichungen zu verstehen, sowohl auf die klassischen als auch auf die Quantengleichungen, die sich symmetrisch zur Umkehrung der Zeitrechnung verhalten. Die Schlussfolgerung, die Schrödinger aus dieser Betrachtung zieht, lautet: „Die Zeit erscheint uns heute nicht mehr als mächtiger Chronos, Herr des Universums, als etwas Primitives, sondern als eine Konsequenz, die von den Erscheinungen selbst abstammt. Sie ist eine Schöpfung unseres Denkens."

